Die Gemeinde Lichtenwörth bei Wiener Neustadt hat im Jahr 2021 die › Wiener Neustädter Straße saniert.
Erfreulicherweise wurde auf Verkehrsberuhigung gesetzt, was dem Radverkehr sehr entgegen kommt.

In der Straße ist jetzt Tempo 30 verordnet. Es gibt mehrere Rampen quer zu den Kfz-Fahrbahnen, um den Kfz-Verkehr abzubremsen. Eine Radverkehrsanlage ist nach den Richtlinien  für die Planung von Radverkehrsanlagen RVS 03.02.13 nicht notwendig.


Bilder von NR Lukas Hammer (Grüne) vom 21. Oktober 2021
Es war noch Tempo 40 verordnet, der “Radweg” war ~45 cm breit.

Obwohl keine Radfahranlage notwendig ist, erfolgte eine Markierung eines “Radweges” auf beiden Seiten der Straße: 45 cm breit, mit Symbolen, die nicht den Richtlinien entsprechen.
Es gab überregionale Proteste in Medien: Heute, OE24, Twitter, Facebook etc.  In der Folge wurde die Markierung um 20 cm verbreitert. Seitens der Politik wurde erklärt, dass nun der Radweg fertig ist. Bürgermeister Manuel Zusag (Liste WIR) und der für Straßenbau zuständige VzBgm. Andreas Feichtinger (FPÖ) sowie der geschäftsführende Gemeinderat Harald Ringhofer (SPÖ) stellten in einem Posting auf Facebook den fertigen “Radweg” vor.  › Kontaktdaten Lichtenwörth

Die Radlobby stellt dazu fest:

  1. Es handelt sich nicht um einen Radfahrstreifen und nicht um einen Mehrzweckstreifen, wie es die › StVO vorsieht. Es ist einfach eine grüne Straßenfärbung ohne rechtliche Bedeutung. Es ist auch kein Radweg.
    Die Bodenmarkierungsverordnung §13 wird nicht annähernd eingehalten.
  2. Auch sie Symbole, die darauf hinweisen, dass es sich um einen Radfahrstreifen oder Mehrzweckstreifen handeln könnte entsprechen nicht der Bodenmarkierungsverordnung.
  3. Die Richtlinien für die Straßenplanung von Radverkehrsanlagen RVS 03.02.13 werden nicht eingehalten. In diesen ist die Standardbreite von Radfahrstreifen und Mehrzweckstreifen mit 1,5 m festgelegt. Die Mindestbreite ist 1,25 m. Bei rechts parkenden Kfz ist die Breite mit 1,75 m festgelegt.
  4. In der sanierten Wiener Neustädter Straße gibt es einen Abschnitt Parkplätzen für Kfz. Der grün markierte Streifen motiviert Radfahrende, ganz weit rechts zu fahren. Sie kommen damit in die sogenannte “Dooringzone”, das ist der Bereich, in dem Autotüren ausschwenken, wenn sie unbedacht ohne Rückschau geöffnet werden. So kommt es immer wieder sehr schweren Verletzungen von Radfahrenden. Es sind deswegen auch immer wieder Tote zu beklagen, wie zuletzt eine Radfahrerin in Ternitz.
  5. Autofahrende nehmen an, es handelt sich um eine Radverkehrsanlage. Sie werden Radfahrende nötigen, diesen Bereich zu nutzen.
  6. Die Wahrnehmung, dass man als Autofahrende auf der “eigenen” Fahrspur unterwegs ist und Radfahrende auf der schmalen Radverkehrsanlage, wird dazu führen, dass der notwendige Abstand nicht eingehalten wird. Die Gefährdung von Radfahrenden nimmt zu.

Die Motive, die zur Markierung dieses vermeintlichen Radfahrstreifens oder Mehrzweckstreifens geführt haben, sind nicht klar. 

Das Projekt Neugestaltung der Wiener Neustädter Straße in Lichtenwörth wurde “mit tatkräftiger Unterstützung des Landes NÖ” (› Facebook Posting Bgm. Zusag, PDF) umgesetzt. Ob damit möglicherweise Mittel eingesetzt wurden, die für den Radverkehr seitens des Bundes oder des Landes bereitgestellt werden, sollte geprüft werden. 

Nächste Schritte

Die Radlobby wird versuchen, mit den Gemeindeverantwortlichen ins Gespräch zu kommen. Ziel ist es kurzfristig, die Sharrow-Symbole auf dem Grünen Streifen zu entfernen, um Radfahrenden nicht zu vermitteln, dass sie auf diesem Streifen fahren müssen. Wichtiger wäre, den Radfahrenden nahe zu legen, dass sie von parkenden Autos genügend Abstand halten sollen. Als bewährtes Mittel könnten sehr große Sharrow-Symbole mehrmals auf den grauen Fahrbahnen, jedenfalls aber vor dem Beginn der Parkplätze markiert werden.
Die Radlobby stellt hier die › Schablone zur Herstellung von Sharrows zur Verfügung (PDF).

 

Fotos, Links und Lageplan zu diesem sensationellen “Radweg”:

Eröffnung der neu gestalteten Wiener Neustädter Straße (3. Okt. 2021, Bgm. Zusag, Facebook, PDF)
› Fotos von NR Lukas Hammer (20. Okt. 2021, Twitter, Facebook)

› Berichte in Zeitungen      
 
Erweiterung der Markierung und “Fertigstellung” des “Radweges” (21. Okt. 2021, Bgm. Zusag, Facebook PDF)
› Fotos von Tatjana A. nach der “Fertigstellung” mit ~65 cm Breite (27. Okt. 2021, Facebook Gruppe Radfahren in Niederösterreich)

Lageplan:

Lichtenwörth: Der schmalste „Radweg“ Österreichs