Die Radlobby Klosterneuburg schließt sich den Appellen der Wissenschaft und der Klimaschutzorganisationen an: Nach dem faktenbasierten politischen Umgang mit der Coronakrise ist nun faktenbasiertes Krisenmanagement in Sachen Klimaschutz angesagt. Und die Fakten sagen: Das Fahrrad ist – mit oder ohne Elektrounterstützung – ein wichtiger Beitrag zur Lösung.

Die Ausgangsbeschränkungen haben vieles geändert. Plötzlich sind die Straßen leer und der Himmel klar. Und plötzlich können viele Menschen Dinge im Homeoffice erledigen, statt ins Büro fahren zu müssen. Die allermeisten leisten gewissenhaft einen Beitrag zur Bewältigung der Krise, viele gehen dabei sogar an ihre Grenzen und darüber hinaus. Veränderungen wie diese hinterlassen auch Veränderungen in unserem Denken und Handeln.

Die Klimawissenschaft – zuletzt 22 Mitglieder der Kommission Klima und Luftqualität der Akademie der Wissenschaften – fordert vehement ein, nun auch die Klimakrise anhand wissenschaftlicher Kriterien und auf allen Ebenen anzugehen. Immer mehr ÖkonomInnen schließen sich dem an. Denn, wie es der Volkswissenschaftler Professor Karl Steininger von der Universität Graz in einem Interview formuliert: „Ein ungebremster Klimawandel wird auch Menschenleben kosten.“

Mehr RadfahrerInnen in Klosterneuburg

Bei willhaben.at ist die Nachfrage nach Fahrrädern im Vergleich zum Vorjahr kräftig gestiegen. In Klosterneuburg – und nicht nur hier – sind mehr RadfahrerInnen auf den Straßen unterwegs. „Man trifft derzeit auch viele Familien mit Kindern“, sagt Werner Palfinger, Sprecher der Radlobby Klosterneuburg. „Es wäre toll, wenn diese Menschen das Radfahren nun auch in den Alltag integrieren – auf dem Weg zur Arbeit oder in die Schule.“

Am 18. Mai beginnt für die meisten SchülerInnen wieder der Unterricht. Für das Verhalten innerhalb der Schulen gibt es bereits detaillierte Richtlinien. Ebenso wichtig wären aber konkrete Lösungen für den Schulweg. Wird das bisherige Angebot an Schulbussen ausreichen, um den empfohlenen Mindestabstand einzuhalten? Zusätzliche Busse am Morgen könnten helfen. Kinder und Eltern sollten gerade jetzt auch verstärkt nachdenken, ob der Schulweg auch anders bewältigbar ist. Gerade der Frühling lädt zum Gehen und Radeln ein.

Den Schulweg mit den Kindern üben

Wir raten Eltern kleinerer Kinder, die verbleibende Zeit bis zur Schulöffnung zu nutzen, um in Ruhe mit den Kindern die Schulwege abzugehen oder abzufahren. Dabei sollte man möglichst sichere Routen auswählen, Gefahren identifizieren und mit den Kindern besprechen. „Beachten Sie, dass der Verkehr an einem Morgen mit Schulbetrieb viel stärker sein wird, und begleiten Sie, wenn nötig, Ihr Kind am ersten Tag“, so Palfinger. 

Das Elterntaxi als Alternative sollte man jedoch unbedingt vermeiden. Schon bisher leiden viele Schulen unter verstopften Straßen. Sue Milischowsky unterrichtet Klavier an der J.G. Albrechtsberger Musikschule Klosterneuburg, arbeitet im lokalen Radlobby-Team mit und kennt das allmorgendliche Durcheinander aus SchülerInnen, Autos, RadfahrerInnen und Bussen vor dem benachbarten Gymnasium. „Da aus unerfindlichen Gründen bis zu den Ferien weder Musik- noch Sportunterricht stattfindet, könnte zumindest eine Radfahrt zur Musikschule eine Kombination aus körperlicher und musikalischer Betätigung bieten“, empfiehlt Milischowsky. „Radfahren macht den Kindern nicht nur großen Spaß, es fördert auch ihre Entwicklung in vielfacher Weise und kommt ihrem Bewegungsdrang entgegen.“

Die Fakten sagen: nachhaltige Mobilität fördern

Weiterhin gefordert ist auch die Politik, nicht zuletzt beim Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur. Auf einem eineinhalb Meter breiten Fuß- und Gehweg ist das Einhalten von einem Meter Abstand schlicht unmöglich, weil man einander Schulter an Schulter oder Lenker an Lenker begegnet. Wir bekräftigen daher unsere Kernforderungen:

Sichere Schul-Radwege

Lückenschluss im Radwegnetz und Schaffung verkehrsberuhigter Zonen

Entflechtung von Rad- und Fußgängerverkehr und eine faire Aufteilung des Straßenraums
zugunsten der nachhaltigen Mobilität

Städte wie Berlin und Mailand haben angesichts der Coronakrise reagiert und den FußgängerInnen und RadfahrerInnen mehr Platz auf den Straßen zur Verfügung gestellt. Allein in Mailand, so der Corriere della Sera, wurden Straßenzüge auf einer Länge von 35 Kilometern umgestaltet. „Man darf hoffen, dass so manches davon in dauerhafte Lösungen münden wird“, meint Palfinger. „Die Schaffung der Fußgängerzone in der Kärntner Straße hatte seinerzeit massive Proteste ausgelöst, doch wer würde heute noch ernsthaft fordern, sie wieder für den Autoverkehr zu öffnen?“

 

Foto: Rudolf Ortner/pixelio.de

Das Rad im Alltag: Die Chancen zur Veränderung nutzen
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