Im Juni 2020 überreichte die Radlobby Klosterneuburg ihrer Stadtgemeinde ein Positionspapier, das mehr als 60 Verbesserungsvorschläge für den Alltagsradverkehr enthielt. Gut fünf Jahre danach ziehen wir Bilanz und richten uns mit unerledigten Problemen und neuen Vorschlägen erneut an die Stadtgemeinde. Und wir sagen danke für umgesetzte Anregungen.

Willkommen in Klosterneuburg! Ohne Absteigen oder Mischverkehr kommt man vom Donauradweg nicht in die Stadt.
Bürgermeister Christoph Kaufmann hat beim Kinder-Eis-Anradeln der Radlobby das Eis spendiert. Danke dafür, aber unser Drache hätte noch weitere Wünsche.

Das 70 Seiten starke PDF zeigt detailliert Problem- und Gefahrenstellen auf und macht Vorschläge, wie man den Radverkehr sicher und attraktiver gestalten könnte. Zu den vielen Details kommen allgemeine Anliegen wie:
• die sukzessive Schaffung eines durchgängigen, kindersicheren Radverkehrsnetzes,
• das Herstellen sicherer Radverbindungen von den Hauptradrouten (Donau, Kierling- und Weidlingtal) zu den Ortskernen (Alltagszielen),
• eine Bevorrangung der parallel zu den Landesstraßen verlaufenden Hauptradrouten,
• das Einrichten von Umleitungen bei Sperren der Hauptradrouten,
• die rasche Entschärfung seit Jahren bekannter Gefahrenstellen,
• der Ausbau sicherer Radabstellplätze, nicht nur bei Bahnhöfen und auf großen Plätzen, sondern auch in den Wohngebieten (nicht alle verfügen über eine Garage oder einen Radabstellraum) und vieles mehr.

Echte freie Verkehrsmittelwahl durch sicheres Radverkehrsnetz

Eigentlich wäre an dieser Ecke der Kierlingtal-Radroute (Hofkirchnergasse) Halteverbot, wären da nicht Ladezone und Parkmarkierung.

„Wir möchten, dass die Bevölkerung in Klosterneuburg eine echte Wahlfreiheit beim Verkehrsmittel bekommt“, erklärt Werner Palfinger, Sprecher der Radlobby Klosterneuburg. „Dazu braucht es das, was der Gemeinderat im Dezember 2022 beschlossen hat: ‚Sichere Radwegeverbindungen des Alltagsverkehrs ermöglichen allen Zielgruppen des täglichen Radverkehrs ein sicheres Vorankommen in und zwischen allen Stadtteilen.‘ Das klappt in einigen Bereichen recht gut, in anderen aber noch gar nicht.“

Wenn es um „alle Zielgruppen“ geht, muss die Messlatte bei den schwächsten Verkehrsteilnehmer:innen, den Kindern, den Senior:innen und Menschen mit Beeinträchtigungen liegen – und auch bei jenen, die schon lange nicht mehr aufs Rad gestiegen sind. „Da liegt noch sehr viel Arbeit vor uns“, meint Robert Koch, der die Anliegen der Radlobby Klosterneuburg in den 100+ Punkten zum Radfahren in Klosterneuburg 2025 zusammengefasst hat. „Aber wir haben mit unseren ‚100+ Punkten‘ einiges an Vorarbeit geleistet, die es der Stadtgemeinde erleichtern sollte, Radfahrenden das sichere Vorankommen zwischen allen Stadtteilen rasch zu ermöglichen.“

Danke für Tempo 30 abseits der Landesstraßen!

Radmarkierungen und Sharrows sind viel zu weit rechts angebracht, oft gefährlich nahe an Autotüren.

„Wir wollen sicher nicht nur ‚meckern‘, sondern erkennen an, dass Tempo 30 (ausgenommen Landesstraßen) im gesamten Gemeindegebiet die Situation für Radfahrende spürbar verbessert hat. Und wir sind heilfroh, dass vor einem Jahr das eineinhalb Jahrzehnte alte Versprechen für einen (Geh- und)-Radweg entlang der B14 im Bereich Stollhof eingelöst wurde“, bedankt sich Palfinger. Auch einige kostengünstige Vorschläge der Radlobby wurden umgesetzt, darunter Vorrang für den EuroVelo 6 (Donauradweg) in Kritzendorf und Tempo 30 auf Landesstraßen im Umfeld der Schulen Albrechtstraße/Langstögergasse und Weidling. In Kierling und Kritzendorf sind die Volksschüler:innen noch immer mit engen Gehsteigen und Tempo 50 konfrontiert. Die Radlobby Klosterneuburg hat sich gemeinsam mit der Verkehswende Tulln-Klosterneuburg in einer umfassenden Eingabe und einem Initiativantrag an die Stadtgemeinde gewendet. Darin geht es um eine wirkungsvolle und umsetzbare Strategie, die Schulwege in Kierling sicher zu gestalten und nachhaltige Formen der Mobilität zu stärken.

Noch viel zu tun …

Stopptafel-Orgie für Radfahrende parallel zur Kierlinger Straße (B14): Dreimal „Halt“ kurz hintereinander, zweimal davon gegenüber Sackgassen.

Es gibt nach wie vor viel zu viele Bereiche …
• mit zu wenig Platz für Radfahrende und Fußgänger:innen – große Teile der bestehenden Radverkehrsinfrastruktur wurden seinerzeit auf bestehenden Gehsteigen oder Wegen angelegt,
• mit unübersichtlichen Kreuzungen und nicht einsehbaren engen Kurven,
• mit schwierigen Querungen der Landesstraßen,
• mit Geh- und Radwegen unmittelbar an stark frequentierten Ausfahrten vorbei sowie
• mit mangelhaften Bodenmarkierungen: Richtungspfeile und Sharrows sind großteils viel zu weit rechts am Straßenrand markiert, oft im gefährlichen Dooring-Bereich. Andere Markierungen schreiben statt eines einfachen Kurvenverlaufs eine Zickzacklinie vor. Stattdessen sollten wir den Kindern und Ungeübten eine intuitive und sichere Fahrlinie vorgeben.

Gemeinsam sind wir stärker!

Alles klar? Rad nach der Sperrfläche rechtwinkelig nach rechts wuchten, dann nach links und nochmals rechts. Intuitive (und physikalisch mögliche) Lenkung des Radverkehrs sieht anders aus (Schömergasse).

Die Radlobby Klosterneuburg stand in regelmäßigem Austausch mit der Abteilung Tiefbau und Verkehr der Stadtgemeinde. Das hat zu einigen konstruktiven Lösungen geführt. „Wir bedauern, dass diese Treffen in den vergangenen zwei Jahren seitens der Stadtgemeinde offenbar nicht mehr erwünscht waren. Wir würden gerne wieder in einen kontinuierlichen Dialog eintreten“, so Palfinger. „Gehen wir es an, erhöhen wir den Radverkehrsanteil in unserer Stadt zum Wohle aller!“

Übrigens: In Lustenau (mit 24.600 Einwohner:innen vergleichbar mit Klosterneuburg) hat es ein (ehemaliger langjähriger) ÖVP-Bürgermeister mit seinem Team und in Kooperation mit der Radlobby Vorarlberg geschafft, 34 Prozent Radverkehrsanteil in seiner Marktgemeinde zu erreichen. Geplant waren 30 Prozent bis 2030 (vgl. hier). Kurt Fischer, so heißt der Mann, ist es gelungen, erst sich selbst und dann seine Gemeinde von den Vorzügen des Radfahrens zu überzeugen. Den Bürgermeister a. D. kann man hier im O-Ton hören. Schaffen wir das auch?

 

Download: 100+ Punkte zum Radfahren in Klosterneuburg 2025

Pressefotos:
Absteigen
Kinder-Eis-Anradeln 2025
Parken vor Kurve (Hofkirchnergasse)
Bodenmarkierung in Dooring-Zone
Stopp parallel zur B14: Elisabethgasse
Stopp parallel zur B14: Küffnergasse
Stopp parallel zur B14: Lessinggasse
GRW beginnt/endet auf Gehsteig (Wiener Straße/Donaustraße)
Enger Gehsteig in Kritzendorf
Niedermarkt: Werbetafel nimmt Sicht
Gefährliche B116-Querung Feldergasse/Weidlingbachgasse
Otto-Kochwasser-Gasse: gefährliche Lücke in Kierling
Bitte Fotocredit „Radlobby Klosterneuburg“ verwenden. Weiteres Fotomaterial auf Anfrage.

100+ Punkte zum Radfahren in Klosterneuburg