temporäres Fahrverbot beim BRG Gröhrmühlgasse

Mit Schulbeginn am 1. September droht wieder das Chaos vor den Schulen: “Elterntaxis” blockieren oft Radwege und Zufahrten, gefährden Kinder, die mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule kommen.

Dabei wäre der (gemeinsame) Schulweg ohne Eltern, die Bewegung und das gemeinsame Erlebnis doch so wichtig!

Hannes Höller, Radlobby Wr.Neustadt

Unser Spezialist Hannes Höller antwortet in einem Interview mit Kathrin Schauer von den RegionalMedien Niederösterreich

Wo sehen Sie die Gefahrenzonen in der Stadt Wiener Neustadt? Gibt es Kreuzungen, Radwege u.ä., die gefährlich für Kinder/Schüler sind? Oder gibt es vielleicht sogar eine Strecke, die ‘vorbildlich sicher’ ist?

temporäres Fahrverbot vor der Sta. Christiana (Wiener Straße)

„Wir sehen seit Jahren, dass gerade rund um Schulen besonders heikle Situationen entstehen. Positiv hervorheben möchte ich die temporären Fahrverbote vor der Sta. Christiana oder beim BRG Gröhrmühlgasse – das sind gute Maßnahmen, die den Verkehr entschärfen. Auch der Radweg zur Sportmittelschule am Anemonensee ist ein gelungenes Beispiel für eine sichere und attraktive Verbindung.

Reyergasse hinter dem BG Babenbergerring

Handlungsbedarf gibt es aber weiterhin an vielen Stellen: Vor der Pestalozzischule in der Schneeberggasse oder in der Reyergasse hinter dem BG Babenbergerring, wo das Halteverbot ignoriert wird. Auch die Ungargasse ist weiterhin ein Hotspot – es fehlen ein sicherer Radstreifen und Tempo 30. Dasselbe gilt für die Kollonitschgasse, eine der wichtigsten innerstädtischen Radverbindungen. Gefährlich ist auch die Situation beim BG Zehnergasse: Dort wird es durch Elterntaxis beim Radabstellplatz oft unübersichtlich und gefährlich.“

Welche Gefahrenzonen gibt es im Bezirk Wr.Neustadt? Gibt es da eine Gemeinde, die in Ihren Augen besonders verkehrssicher für Schüler ist oder im Gegenteil besonders gefährlich?

„Als allgemeine Maßnahme zur Verkehrssicherheit besonders wichtig sind Tempobeschränkungen vor Schulen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Tempo-30-Zone in Bad Fischau-Brunn. Besonders gefährlich ist es dort, wo Schulen an stark befahrenen Straßen liegen und gleichzeitig keine sicheren Querungshilfen, Radwege oder Tempo-30-Zonen existieren. Auch im Umland von Wiener Neustadt gibt es nach wie vor Schulen, bei denen Kinder gezwungen sind, auf der Fahrbahn zu radeln oder ungesicherte Straßen zu queren.“

  1. Was können Eltern tun, um den Schulweg für ihre Kinder sicher zu gestalten?

„Eltern können sehr viel tun – vor allem, indem sie ihre Kinder zu selbständigen und sicheren Verkehrsteilnehmern machen. Das heißt: den Schulweg gemeinsam üben, sichere Routen auswählen, wenn möglich aufs Rad oder zu Fuß setzen und nicht ins Auto steigen. Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad in die Schule kommen, sind wacher, fitter und sicherer unterwegs. Zusätzlich können Eltern durch Initiativen in der Schule oder im Elternverein dazu beitragen, dass Schulstraßen, sichere Querungen oder Fahrradabstellplätze eingerichtet werden.“

  1. Viele Eltern bringen mit der Begründung, ihre Kinder sicher zur Schule bringen zu wollen, diese selbst zur Schule – Stichwort Elterntaxi. Wo liegt da der ‘Fehler im Denken’? Ist das Elterntaxi wirklich sicherer oder birgt es vielleicht mehr Gefahren für einen sicheren Schulweg? Welche sicheren Alternativen gibt es (sofern nicht schon in den vorherigen Fragen/Antworten abgedeckt)?
    Verparktes “Kiss&Ride” in der Wiener Straße

„Das Elterntaxi ist ein klassischer Fall von gut gemeint, aber schlecht gemacht. Viele Eltern glauben, dass sie ihr Kind mit dem Auto sicherer zur Schule bringen – in Wahrheit entsteht dadurch vor den Schulen erst das Chaos, das alle Kinder gefährdet. Staus, unübersichtliche Situationen, gefährliches Ein- und Aussteigen direkt vor der Schule – das sind die Hauptgefahren. Sicherer sind klar strukturierte Lösungen wie temporäre Fahrverbote, separate Haltezonen oder ‚Kiss & Go‘-Zonen in der Nähe der Schulen. Am allerbesten ist es jedoch, wenn Kinder selbstständig mit dem Rad, zu Fuß oder in kleinen Gruppen unterwegs sind. Das stärkt nicht nur ihre Verkehrskompetenz, sondern reduziert auch das Gefahrenpotenzial vor den Schulen deutlich.“

 

Gruppensprecher Clemens Kraus fasst zusammen:

Gruppensprecher Clemens Kraus

Die Förderung von Elterntaxis dient nicht der Verkehrssicherheit und lässt den KFZ-Verkehr weiter steigen. Im Sinne – “Was Hänschen nicht lernt… ” – ist es sinnvoll, Kinder mit dem Rad mitzunehmen, zunächst auf einem Kindersitz, einem geeigneten Lastenrad oder Anhänger und später mit dem eigenen Rad zu begleiten. Dies schließt den Schulweg aber auch andere Fahrten im Alltag ein. So sehen die Kinder, dass sich viele Fahren mit dem Rad erledigen lassen und lernen, sich zunächst in Begleitung im Verkehr zu bewegen. Das ist besonders später im Jugendalter ein Vorteil, wenn sich Jugendliche aufgrund der Erfahrung sicher selbständig im Verkehr bewegen können. Mit dem Rad zurückgelegte Wege erhöhen generell auch den Bewegungsanteil im Alltag – für Kinder und Eltern.

 

Wichtig ist natürlich eine gute Radinfrastruktur, d.h. Radwege, oder Streifen oder einfach verkehrsberuhigte Straßen mit 30er Zonen. Vor den Schulen ist es hilfreich, die Verkehrsströme zu entflechten, die Ausstiegsplätze sollten nicht direkt vor der Schule liegen. Positive Beispiele in Wr. Neustadt sind die temporären Fahrverbote (außer für Anrainer) vor der Sta. Christina in der Wiener Straße oder dem BRG Gröhrmühlgasse in der Burkhardgasse. Handlungsbedarf sehen wir insbesondere vor der Pestalozzischule in der Schneeberggasse oder die Reyergasse hinter dem Babenbergerring, wo vor der Schule in Halteverboten geparkt wird und Verkehrsstaus entstehen. Separate bzw. “Kiss and Go”-Zonen sorgen für einen geordneten Ablauf und stellen auch für die Anrainer eine Erleichterung dar. Als allgemeine Maßnahme zur Verkehrssicherheit wichtig, und das betrifft auch die Umlandgemeinden, sind Tempobeschränkungen vor der Schule, wie beispielsweise die 30 km/h in Bad Fischau-Brunn.

 

Schulbeginn in Wiener Neustadt: Schulstraßen contra Elterntaxis